Samstag, 2. Juli 2016

Wir waren furchtbar gute Schauspieler - Die Fitzgeralds - Psychogramm einer Ehe [CD]

Umfang: 2 CDs
Laufzeit: ca. 1h 49 min
Preis: 19,99 Euro (D)
ISBN: 978-3844515732
Erschienen am: 29.09.2014
Produktion: Der Hörverlag
Regie: Lutz Hachmeister
Übersetzung: Hans Christian Oeser

Sie waren berühmt und berüchtigt: Zelda und F.Scott Fitzgerald, das wahrscheinlich glamouröseste  und leidenschaftlichste Ehepaar der 1920er Jahre. Davon zeugen nicht nur zahlreiche Biografien, sondern auch das Hörspiel "Wir waren furchtbar gute Schauspieler", das einen Einblick in das Eheleben der Fitzgeralds gewährt. 
Seit der Heirat sind inzwischen 13 Jahre vergangen, die geprägt sind von Erfolg und dem damit verbundenen beruflichen Druck, Streit und Alkoholexzessen, Seitensprüngen sowie etlichen Selbstverwirklichungsversuchen. Die Ehe, die so leidenschaftlich  begann, mündet in eine Hassliebe, begleitet von Neid und einem erbitterten Konkurrenzkampf. 1933 stellen sich die Eheleute ihrer Krise schließlich in Form einer Paartherapie. Die von Dr. Rennie geleiteten und protokollierten Gespräche offenbaren die unüberwindbare Kluft, die Zelda und Scott Fitzgerald trennt.
Die Aufzeichnungen wurden in den Archieven der Princeton University Library von dem Publizistet und Filmemacher Lutz Hachmeister gefunden und aufbereitet zur weltweiten Erstveröffentlichung. Die  deutschen Schauspieler Birgit Minichmayr und Tobias Moretti leihen den Eheleuten ihre Stimmen und geben in Form einer inszenierten Lesung das Duell der Künstler zum Besten. 
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Bereits durch das äußere Erscheinungsbild überzeugt das Hörspiel. Anhand von Kontrasten in Verbindung mit der farblichen Untermalung in Schwarz und Weiß wird die einem Zweikampf ähnliche Gegenüberstellung der Eheleute deutlich sichtbar. Zahlreiche Informationen zu den Schauspielern als auch biografische Details über die Fitzgeralds sind ebenfalls enthalten.

Durch die lebhafte, grandiose und mitreißende Vortragsweise Minichmayrs und Morettis ist der Hörer der vierte Anwesende in der Therapiesitzung. Augenblicklich ergänzen die Stimmen die Porträits von Zelda und Scott. Sie sind so überzeugend gespielt, dass schnell vergessen ist, dass es sich bei dem Hörspiel nicht um einen originalen Mitschnitt handelt. Eine geniale Besetzung und Umsetzung seitens der renommierten und mehrfach ausgezeichneten Akteure. 

Ebenso inhaltlich kann das Hörspiel überzeugen. Gleichwohl es sich lediglich um eine Sitzung des Paares handelt und somit das Gespräch nach weniger als 2 Stunden beendet ist, so zeichnen diese ausreichend und detailreich ein faszinierendes Portrait der Beziehung. 
F. Scott Fitzgerald, sehr wortgewandt, eröffnet das Gespräch und legt die Gründe für seine Unzufriedenheit und seinen Unmut dar. Schnell zeigt sich, dass diese im Grunde auf Eifersucht und Gier nach Erfolg zurückzuführen sind. Er verbietet es seiner Frau regelrecht, auch zur Feder zu greifen und zu schreiben. Er bestimmt über ihre Freizeit und die Realisierung ihrer künstlerischen Talente und Träume. Zusätzlich beschuldigt er sie des Ideenraubs und Diebstahls seiner Leserschaft.
Zelda (über die ebenso zusätzlich fremdbestimmt wird durch zahlreiche Ärzte, da sie inzwischen in einer Nervenheilanstalt lebt) verteidigt schlagfertig ihre Interessen. Sie konfrontiert ihren Mann mit Vorwürfen häuslicher Gewalt als auch immensem Alkoholkonsum; ein insgeheim gemeinsames Laster. Ebenso rücken Themen in Bezug auf das Liebesleben sowie die Beziehung zur Tochter "Scottie" in den Vordergrund. 
Es folgt ein Schlagabtausch, in den immer wieder der junge Dr. Rennie eingreifen "muss". Dieser stellt sich jedoch hauptsächlich auf die Seite  F. Scott Fitzgeralds und bestätigt ihn in seinen Einschränkungen Zelda gegenüber, sodass diese oftmals kleinbei geben, oder sich auf einen Kompromiss zu ihrem Nachteil einigen muss. Hinsichtlich dessen zeigt sich, dass trotz langsam beginnender Emanzipation der Mann immer noch über das Leben der Frau verfügt, und in diesem Tun bestärkt wird. Es lassen sich Grundzüge des patriarchalischen Gesellschaftsbildes finden. 

Was bleibt nach Jahren der Ehe, wenn die Leidenschaft nur noch Leiden schafft? Was bleibt, wenn der Erfolg, Glanz und Jugend verebben? Was bleibt, wenn der Schein trügt und in Wahrheit das Ganze nur ein großes Schauspiel ist?
Ein Hörspiel als Abbild der Ehe eines egozentrischen Künstlerpaars, die zusehends nur noch aus Vorwürfen, Anschuldigungen und Konkurrenzkampf besteht. Lebhaft und authentisch vorgetragen, dem Thema entsprechend und sehr ästhetisch gestaltet. 

4/5*




 

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