Sonntag, 11. August 2013

Erebos - Ursula Poznaski

An Nicks Schule macht eine geheimnisvolle CD die Runde.

Schon seit Tagen beobachtet Nick die heimliche Übergabe von kleinen, unauffälligen Päckchen. Es wird getuschelt. Einige Schüler verhalten sich plötzlich anders, merkwürdig, kommen nicht mehr zur Schule. So auch Colin, einer von Nicks Freunden. Doch als Nick ihn zur Rede stellen will, wird er nur abgewimmelt. Ebenso ergeht es ihm mit anderen Mitschülern, die mehr zu wissen scheinen. Keiner will Nicks Fragen beantworten. Im Gegenteil: Die Eingeweihten ziehen sich zurück, halten die Unwissenden auf Abstand...

...Umso größer ist die Freude, als Nick endlich den Grund für all den Aufruhr in seinen Händen hält. Es ist ein Spiel. Ein Computerspiel. Es ist Erebos.
Doch Erebos ist kein gewöhnliches Computerspiel: Es folgt strengen Richtlinien. Es beobachtet dich. Es spricht mit dir. Es belohnt dich. Es prüft dich. Es droht dir. Es tötet.
Und als Nick erkennt, worauf er sich eingelassen hat, steckt er bereits mitten drin. 
  
Zugegeben: Diesem Buch stand ich schon länger skeptisch gegenüber. Ein Buch über ein Computerspiel, gelesen von jemandem, der sich so gut wie gar nicht mit diesem Thema befasst? Lange Zeit schob ich das Lesen vor mit her. „Lies lieber dieses Buch, Lisa!“ „Heute hast du keine Lust auf diese Geschichte, Lisa!“ „Heb' es dir lieber für später auf, Lisa!“ Schließlich wagte ich mich an das Buch heran, mit der einzigen Hoffnung: Das Buch möge mir gefallen. Und tatsächlich!

Beginnen wir mit der Hauptfigur: Nick.
Nick ist eine Person, die man oft allzu gut verstehen kann Man merkt, wie Nick langsam aber sicher eine Sucht für das Spiel entwickelt und sich dementsprechend zu verändern beginnt. Er wird aggressiver, wendet sich von seinen Freunden ab und beginnt alles weitere, außer selbstverständlich Erebos, zu vernachlässigen.
Allerdings gab es auch Momente, in denen mich dieser Junge schockte und mich wahrhaftig an seinem Verstand zweifeln lies. Der Leser wartet gerade zu darauf, dass das Unvermeidliche passiert. Und trotzdem hofft man zugleich, dass Nick erkennt, dass das Ganze eine Nummer zu groß für ihn ist und er seinen Weg heil aus dem Spiel heraus findet. Denn Nick war einmal ein vernünftiger, verliebter Junge. Es ist erschreckend, wie ein Mensch sich verändern kann. Vor allem durch ein Spiel...
Auf der einen Seite konnte ich verstehen, wie das Spiel es schafft, Nick zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Dennoch konnte ich mich nie ganz mit Nick identifizieren. Das hat minder damit zu tun, dass Nick ein Junge ist, sondern vor allem damit, dass ich bis jetzt immer fähig war, mich von Spielen auch wieder losreißen zu können.
Vor ein paar Jahren war ich ziemlich begeistert von dem Spiel „Die Sims 3“ (Jaja! Ein „kleiner“ Unterschied besteht zwischen den Spielen, trotzdem ist dieser Vergleich angebracht, um meine Meinung zu verdeutlichen! ;) ). Zu Beginn spielte ich ununterbrochen. Charaktere ausbauen, gestalten, Fähigkeiten aufbauen und verbessern... wie in Erebos. Doch irgendwann traf mich die Erkenntnis. Während meine Figuren kochen lernten, ihr Zimmer aufräumten und Romane schrieben, saß ich vor dem Computer, wie besessen darauf, meinen Sims Dinge beizubringen, die ich auch gerne machen wollte.
Seit diesem Tag steckt das Spiel irgendwo in einer Kiste meines Bruders. Die Ausdauer und das Interesse für dieses Spiel habe ich verloren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Inzwischen kann ich mich nicht mehr wirklich für Computerspiele erwärmen. Daher ist es für mich persönlich verwunderlich, dass ich sagen kann, dass mir das Buch trotz alldem gefallen hat! Die Autorin schafft es zweifelsohne, dieses Thema selbst für Menschen, die wenig Zeit mit Computerspielen verbringen, zugänglich zu machen. Denn Frau Poznaski schafft es, das Geschehen sehr realistisch zu schildern. So gibt es beispielsweise nicht nur Anhänger des Spiels, sondern auch Gegner, die versuchen, gegen das Spiel vorzugehen.

Ebenfalls hat Frau Poznaski wirklich alles gründlich durchdacht, von der Namensgebung bis hin zu Aufbau und verstecktem Sinn des Spiels! Sie hält die Geschichte spannend, denn nicht nur in der virtuellen Welt von Erebos beginnen die Ereignisse sich zu überschlagen, sondern auch in der Realität. Diese Tatsache hat mich im Endeffekt weiter lesen lassen. Ich wollte wissen, wie diese beiden Faktoren in Zusammenhang standen, wie das Spiel es schafft, die Spieler zu kontrollieren und zu manipulieren!

Und ständig waren da diese Fragen in meinem Hinterkopf. „Kann so etwas wirklich passieren?“ Sind Menschen wirklich bereit, für ein virtuelles Spiel über Leichen zu gehen? Könnte so etwas auch an meiner Schule passieren?
Das ganze Szenario klingt für mich teilweise durchaus realistisch. Ich kenne genug Menschen, von denen ich behaupten kann, dass diese einem solchen Spiel zweifelsohne verfallen wären!
Ich persönlich kann ganz schwer sagen, was ich getan hätte, wenn ich mit diesem Spiel angefangen hätte. Und daher bin ich auch froh, dass ich bis jetzt das Glück hatte, keinem solchen Spiel begegnet zu sein.

Letztendlich bekommt das Buch „Erebos“ 3 Herzen von mir. Es war spannend, gut durchdacht und baut auf einer interessanten Idee auf. Die Autorin befasst sich mit einem aktuellen Thema, in das sie eigene, interessante Gedanken einbringt und dadurch die Welt von Erebos erschafft.
Nicht umsonst hat das Buch einige Preise, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, abgestaubt!