Mittwoch, 29. Juni 2016

Nur drei Worte - Becky Albertalli

Nach außen hin ist Simon ein ganz gewöhnlicher Teenager. Er verbringt gerne Zeit mit seinen Freunden und geht mit ihnen auf Partys, er erscheint glücklich, aufgeschlossen und zufrieden. Wie es in Simon allerdings aussieht, sprich von seinen Träumen und Gefühlen, wissen wenige. Ebenso nicht, dass Simon einen geheimen Brieffreund hat, den er unbedingt treffen möchte. 
Beide Jungen verstecken sich noch hinter Pseudonymen. Und obwohl die beiden nicht von der jeweiligen Identität wissen, so ist ihnen bekannt, dass sie auf die gleiche Schule gehen… und dass sie beide schwul sind.
Eines Tages wird genau dieses Detail Simon zum Verhängnis. Denn als er in der Schule Blue antwortet und vergisst sich aus seinem Email-Account  auszuloggen, macht einer seiner Mitschüler davon ein Beweisfoto… und beginnt Simon zu erpressen.
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Der Protagonist Simon unterscheidet sich, wie jeder normale Mensch auch, nur in gewissen Details wie z.B. Hobbys, persönlichen Einstellungen und Vorstellungen von seinen Altersgenossen. Er ist ein "typischer" Teenager, der gerne etwas mit seinen Freunden unternimmt, abends weggeht, Zeit mit seiner Familie verbringt. Er liebt die Schauspielerei sowie seinen Hund. Sprich: Simon ist ein sehr netter und lustiger Junge, mit dem sich schnell und einfach Freundschaft schließen lässt. 
Da Simon jedoch mit vielem insgeheim zu kämpfen hat, allen voran der Erpressung eines Mitschülers, ist er ziemlich mit sich selbst beschäftigt, sodass mach eine Freundschaft zu kurz kommt... was allerdings durchaus verständlich ist.

Das Buch besteht einerseits aus Kapiteln, in denen Simon seine Geschichte erzählt sowie aus E-Mail-Verläufen. Obwohl das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben ist, so zeigen sich viele von Simons Gefühlen vor allem im Briefwechsel zwischen ihm und Blue.   Besonders daraus hervor gehen die Hauptthemen der Selbstfindung und Konfrontation mit jeglichen Identitätsfragen, darunter auch das Thema Homosexualität und der damit verbundene Umgang. 

Besonders gut arbeitet die Autorin in der Geschichte die verschiedenen Reaktionen auf das Thema Homosexualität aus. Diese weisen eine große Bandbreite, von cool bis intolerant, auf, wodurch sich viele verschiedene Facetten eines "Problems" zeigen, dem sich die meisten homosexuellen Menschen stellen müssen: Dem Coming-Out. Bereits der Titel des Romans weist auf dieses wichtige Thema hin. Gleichwohl Simon aus einer sehr toleranten, coolen und entspannten Familie kommt, so fällt es ihm dennoch schwer, sich zu outen. Ebenso hat Simon viele, tolle Freunde, denen er sich auch erst einmal nicht anvertrauen kann. Mit Blue diskutiert er über diese Schwierigkeit und fordert, dass sich jeder doch outen müssen solle. Die Autorin deutet damit daraufhin, dass aktuell stark differenziert wird und nach wie vor das klassische Familienbild à la "VaterMutterKind" noch zu viel Raum einnimmt. Ebenso zeigt sie, dass Homosexuellen eine gewisse Normalität momentan noch "verweigert" wird durch die Vorstellungen der Gesellschaft. 

Die mit dem Buch einhergehende Liebesgeschichte erweist sich durchaus als spannend. Von Beginn an rätselt und fiebert der Leser mit und stellt seine eigenen Überlegungen bezüglich Blue und seiner wahren Identität an. Je mehr Zeit verstreicht, umso mehr baut sich ein gewisser Druck auf, hinter die virtuelle Fassade und den "Schutz" des Internets zu blicken. 
Der Briefwechsel zwischen den beiden jungen Erwachsenen umfasst ernste Themen wie bspw. das Coming-Out oder andere damit in Verbindung stehende Ängste, aber auch Scherz und Flirt. Zu deutlich lässt sich spüren, wie sich Simon immer mehr in seinen virtuellen Freund verliebt, eine regelrechte Sehnsucht nach ihm aufbaut. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Nur drei Worte" eine schöne und süße Geschichte über das sich selbst finden und zu sich stehen, die erste Liebe sowie Freundschaft ist. Ein Jugendbuch, das, ähnlich dem Stil von Stephen Chboskys „The Perks of Beeing a Wallflower“, sich mit der schwierigen und durchaus schmerzvollen Zeit des Erwachsenwerdens auf besondere Art beschäftigt.
Mir persönlich hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, ich hatte einige nette Lesestunden. Die große Begeisterung, wie sie durch den Hype der Buchblogger versprochen wurde, blieb allerdings aus.

4/5*

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